Selbstbestimmte Geburt - Tipps zur Vorbereitung

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Text: Inken Arntzen, Foto: Sandra Wiering

Für die Geburt meines ersten Kindes hatte ich mich sehr wenig vorbereitet. Nachdem diese gar nicht so verlaufen war, wie ich es mir gewünscht habe, habe ich mich auf die Geburt meines zweiten Kindes sehr intensiv vorbereitet. Das Ergebnis: Ich hatte meine persönliche Traumgeburt!

Warum vorbereiten?

Ich hätte mir gewünscht, ich hätte mich schon bei der Geburt meines ersten Kindes richtig vorbereitet. Natürlich weiß ich nicht, wie die Geburt geworden wäre. Dennoch weiß ich heute, dass ich besser damit hätte umgehen können. Denn das blöde daran, nicht gut vorbereitet zu sein, ist, dass man aus Unwissenheit heraus Entscheidungen treffen muss, dass man sich ausgeliefert fühlt und dass man schnell verunsichert ist. 
Ich freue mich immer, wenn ich Frauen treffe, die sich schon bei der ersten Geburt richtig vorbereiten. Ich habe damals gehofft, dass schon alles gut läuft. Hoffnung ist jedoch ein schlechter Gehilfe bei einer Geburt. Denn Hoffnung richtet sich nach außen. Damit gibt man die Verantwortung ab aber auch das Gefühl es in der Hand zu haben. Dann lieber keine Hoffnung, sondern echtes Vertrauen in sich selbst und den eigenen Körper. 


Was kann ich tun? 

Trauma auflösen

Ich fange mal bei denen an, die bereits ein traumatisches Erlebnis hinter sich haben. Ich kann nur empfehlen sich mit dem Trauma zu beschäftigen. Ein altes Trauma kann einem bei der Geburt sehr im Weg stehen und an unverhofften Stellen wieder hochkommen.
Ich hatte nach der Geburt meines ersten Kindes so viel Angst vor einer weiteren Geburt, dass ich kein weiteres Kind planen wollte. Unser zweites Kind war ein "Versehen" und erst, als wir feststellten, dass wir wieder ein Kind erwarten, wurde uns klar, dass wir uns eigentlich wirklich ein weiteres Kind gewünscht hatten. Und damit wurde mir auch klar, dass ich alles tun würde, um diesmal eine selbstbestimmte Geburt zu erleben.
Ich war zum Auflösen meines Traumas bei einer Körper- und Traumatherapeutin. Sie ist mit mir den Bericht der Geburt meines ersten Sohnes im Detail durchgegangen und hat mir alles ganz genau erklärt und mit mir meine inneren Dialoge betrachtet. Es war sehr heilsam für mich endlich genau zu wissen, was eigentlich passiert ist. Tatsächlich war die Arbeit des Krankenhauses einwandfrei, auch wenn ich mich sehr allein gelassen und überrumpelt gefühlt habe. Ich konnte die Geburt auf diese Weise weiter verarbeiten und wurde klarer darin, was ich will und was ich nicht will. Das ist sehr hilfreich bei einer Geburt um sich nicht ausgeliefert zu fühlen.

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Meine Körper- und Traumatherapeutin in Hamburg

Viresha J. Bloemeke ist Hebamme, Körper- und Traumatherapeutin und bietet Beratung und Körperarbeit in Hamburg an. Zudem hat sie Bücher geschrieben und hält Vorträge und Seminare. 


Mit unserer Geschichte auseinandersetzen

Die HypnoBirthing Methode ist in vielerlei Hinsicht sehr empfehlenswert als Vorbereitung auf eine selbstbestimmte, sanfte Geburt. Mich hat die Ausarbeitung unserer Geschichte rund um die Geburt sehr bewegt. Wie es kam, das Geburten überhaupt in Krankenhäuser verlegt wurden und das Ärzte, statt Hebammen die Geburt betreuten, ist wirklich abgefahren. Wir nehmen heute das einfach so hin, dass wir in ein Krankenhaus gehen und es kaum eine Betreuung durch Hebammen mehr gibt, einfach weil sie zu überlastet sind. Das es gar nicht so sein müsste und das wir als Frauen eine viel schönere Geburt erleben können durch eine eins zu eins Betreuung einer Hebamme, die noch dazu viel günstiger für die Krankenkassen wäre, wird einem in dem Buch sehr klar. Und es findet durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte eine Rückbesinnung statt und ein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entsteht. 

HypnoBirthing. Der natürliche Weg zu einer sicheren, sanften und leichten Geburt: Die Mongan-Methode

In dem HypnoBirthing Buch wird unsere Historie rund um die Geburt sehr gut beschrieben. Von der Hexenverbrennung über die Verlagerung der Geburt in die Krankenhäuser oder warum schwangere wie Kranke behandelt werden.


Bücher, Videos und Kurse

Schwangeren yoga

Meine unbedingte Empfehlung ist Yoga während und nach der Schwangerschaft. Ich habe bei beiden Schwangerschaften Yoga gemacht und es hat mich großartig unterstützt. Ich bin noch zum Yoga gegangen, als ich schon kaum noch laufen konnte. Das ging immer. Die Übungen dort bereiten einen super auf die Geburt vor. Am wichtigsten die "Los-lass-Übung". Bei der Übung werden die Wellen/Wehen durch das Heben der Arme simuliert und die Atmung geübt. Das ist unglaublich hilfreich. Für mich ist das Yoga auf jeden Fall die Basis während der Schwangerschaft.
Nach der Geburt habe ich beim Rückbildungsyoga nicht nur Beckenbodenübungen gelernt, sondern auch viele Tipps meiner tollen Yogalehrerin rund um das Baby bekommen. Natürlich eignen sich hierfür auch Kurse bei Hebammenpraxen oder Geburtshäusern. 

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Schwangeren Yoga in Hamburg

Gabriele Besser hat mich durch beide Schwangerschaften und die ersten Monate mit meinen Kindern begleitet. Sie ist gelernte Krankenschwester und versorgt einen mit Vitalität und wunderschönen Mantra.


HypnoBirthing

Ich kann nur empfehlen sich mit HypnoBirthing zu beschäftigen. Ich finde die Vorbereitung so gut, dass ich mich selbst als HypnoBirthing Kursleiterin ausbilden lassen habe. 
Zu HypnoBirthing gibt es das Buch und Kurse vor Ort durch ausgebildete Kursleiterinnen. Diese findest du, wenn du HypnoBirthing und deine Stadt googelst. Ich habe bei meiner ersten Geburt nur in dem Buch etwas gelesen und die CDs mit der Hypnose gehört. Das war schön, hat mich jedoch nicht gut genug auf die Geburt vorbereitet, da ich kein Gefühl von Selbstbestimmung erreichen konnte, als ich ins Krankenhaus kam. 
Bei der zweiten Geburt habe ich einen Kurs mit meinem Mann Thies besucht und es hat wirklich etwas verändert. Zum einen wird der Partner ganz toll mit einbezogen, was ich super finde. Dann werden die Atemtechniken und Hypnosen geübt und die Lehre erklärt. Zu dem Kurs gehört das Lesen des Buches und das stetige üben der Entspannungstechniken, um es dann bei der Geburt wirklich anwenden zu können. Es lohnt sich wirklich. Mir ist es dadurch möglich gewesen, die ganze Zeit in einem positiven Kontext zu bleiben. Meinen Bericht über die Geburt findest du im Blog. Neben dem Buch + CD und den Kursen gibt es auch noch weitere Downloads mit Hypnosen auf der HypnoBirthing Institute Website.

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HypnoBirthing - der natürliche Weg zur sanften Geburt

Neben dem Buch, das ich etwas weiter oben schon verlinkt habe, gibt es auch die Kurse. Schlau machen, kannst du dich auf der Seite der HypnoBirthing GmbH. HypnoBirthing ist eine natürliche Methode, Geburtsschmerzen ganz oder teilweise zu vermeiden und die Geburt entspannt, und bewusst zu erleben und zu genießen. Besonders freue ich mich natürlich, wenn du zu mir in einen HypnoBirthing Kurs kommst. 


JoNi - "Nimm' Kurs auf eine schmerzfreie Geburt!"

Jobina Schenk und Nina Winner machen eine umfassende Begleitung in der Schwangerschaft durch Bücher und online. Von Jobina Schenk gibt es das Buch Meisterin der Geburt. Dies ist eine super Unterstützung, um in die Selbstbestimmtheit zu kommen. Es beschäftigt sich auch mit dem Thema Geburtslust. Dies Thema ist in anderer Literatur eher nebenbei erwähnt, während es hier Coachingübungen gibt, um an die eigene Lust zu kommen. 
Vielleicht bist du jetzt irritiert, warum ich so nebenbei über Lust während der Geburt schreibe. Stell dir mal vor, Geburt wäre schön, statt schmerzhaft und ein Übel, das man halt hinter sich bringen muss. Würde es sich nicht lohnen da mal hinzusehen? Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau Lust bei der Geburt empfindet, wenn sie ungestört ist, ist gar nicht so gering. Hier gibt es ein Video von einer Frau mit einem "orgasmic birth".
Ich selbst habe mich darauf zwar im Vorhinein darauf vorbereitet, als es so weit war, war da für mich jedoch kein Raum für Lust.

Der JoNi Onlinekurs ist ein sehr umfassender Kurs, der neben der HypnoBirthing Methode noch mehr vereint. So geht es um Tanzen, Geburtslust, Selbstwert, Manifestieren der Traumgeburt. Mit dem Kurs arbeitest Du Dich immer tiefer, um Deine Einstellung, deine Glaubenssätze und Deinen Selbstwert auf eine positive Geburtserfahrung umzuprogrammieren. Ich fand es auch super, dort Videos von Geburten zu finden. Videos von guten Geburten lohnt es sich auf jeden Fall immer wider als Vorbereitung anzusehen. Es gibt einen kostenlosen Online-Kurs zum Reinschnuppern. Der sich auch schon sehr lohnt.  

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JoNi Online Kurs

Der JoNi Kurs "Nimm' Kurs auf eine schmerzfreie Geburt!" Ist ein Online Kurs zur Vorbereitung auf die Geburt in 8 Modulen. Jobina Schenk und Nina Winner sind zwei tolle Frauen, die einen wunderbar begleiten und schnell mit Antworten parat sind. 


Dich mit anderen Schwangeren austauschen und gegenseitig bestärken

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass trotz des Großen Angebots für schwangere Frauen noch etwas entscheidendes fehlt: Ein Ort um sich auszutauschen und um über emotionale Belange zu sprechen. Ein Ort um sich gegenseitig zu bestärken und sich gemeinsam auf eine gute Geburt vorzubereiten. In der Schwangerschaft ist man oft so weich und verletzlich und um einen herum geben die Menschen einem gut gemeinte Tipps, die einen eher verunsichern. Um einen Ort der Ruhe zu schaffen, an dem du so sein darfst wie du bist, mit allem was da ist. Dafür habe ich den Mom-to-be-Circle ins Leben gerufen. Einmal im Monat findet ein Circle zu einem Thema rund um die Geburt statt. 

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Mom-to-be-Circle

Der Mom-to-be-Circle ist ein 3 stündiges Angebot für schwangere Frauen, die sich rund um ihre Geburt austauschen und gegenseitig positiv bestärken. In diesem Kreis ist Platz für deine Wünsche und Sorgen rund um deine Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach mit deinem Baby. Jede Frau bekommt ihren Raum und wird so gestärkt.  


BIRTH STORY: Ina May Gaskin and The Farm Midwives

Ganz großartig auch Ina May Gaskin! Was für eine tolle Frau. Sie hat seit den 70'ern eine Farm in den USA, in der Babys zur Welt kommen. Tatsächlich gibt es die Farm auch heute noch. Ich kann nicht nur ihre Bücher (wie "Die selbstbestimmte Geburt") empfehlen, die mit allen möglichen Glaubenssätzen rund um die Geburt aufräumen, sondern auch den Dokumentarfilm Birth Story

Besonders gut hat mir an dem Film gefallen die Geburten zu sehen. Mit einer solchen Selbstverständlichkeit gehen die Hebammen dort mit Situationen um, wie Steißlage oder umwickelte Nabelschnur. Einem werden die Abstände klar, die es brauchen kann, zwischen der Geburt des Kopfes und der restlichen Geburt des Körpers des Babys oder auch, das es eine gute Idee sein kann, während der Geburt die Position zu wechseln. So wie es bei mir der Fall war. In meinem Geburtsbericht, beschreibe ich die Situation näher. Für mich war es unglaublich hilfreich vorher schon einmal gesehen zu haben, dass es möglich ist, mit geborenem Kopf aufzustehen und dass ich deshalb mir noch lange keine Sorgen machen muss. Mein Mann Thies, sagte nach der Geburt, dass er ohne den Film auf jeden Fall unruhig geworden wäre, bei der Geburt unseres zweiten Sohnes, aufgrund der Herausforderungen, die es zu bewältigen gab. Wirklich super in solchen aufregenden Momenten, ruhig bleiben zu können.

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Birth Story Movie

Der Film ist eine tolle Möglichkeit ein Gefühl für die Natürlichkeit einer Geburt zu entwickeln für Mann und Frau. Ina May Gaskin ist eine witzige, kluge Frau, der es sich wirklich lohnt, zuzuhören und zuzusehen. Diesen Film sollte man sich in der Vorbereitung auf seine Geburt nicht entgehen lassen.


Wahl der Betreuung / des Geburtsortes

Besonders wichtig ist die Wahl der Betreuung und des Geburtsortes. Die Literatur, die ich empfohlen habe, beschäftigt sich auch mit diesem Thema. Mein persönlicher Tipp dazu ist, sich früh damit zu beschäftigen. Wenn man eine Wahl haben möchte, ist das sogar notwendig, da Hebammen rar sind und Plätze in Geburtshäusern begrenzt. Neben einer Geburt im Krankenhaus mit oder ohne Beleghebamme, dem Geburtshaus und einer Hausgeburt gibt es noch eine weitere Möglichkeit, von der ich erst in meiner zweiten Schwangerschaft erfahren habe. Es gibt Doulas. Eine Doula ist eine Frau, die eine Geburt quasi nur am Kopfende begleitet. Sie steht als emotionale und physische Begleiterin zur Seite. Anders als eine Hebamme, greift sie nicht in die Geburt mit ein. Eine Doula kann man mit ins Krankenhaus nehmen, jedoch wird die Leistung nicht von einer Krankenkasse übernommen. Hier gibt es Informationen zu Doulas in Hamburg

Ich habe mich bei der ersten Geburt für eine Hausgeburt entschieden. Diese fand jedoch leider nicht statt. So kam mein Sohn am 15. Tag nach dem Stichtag per Kaiserschnitt zur Welt. MEHR DAZU.
Bei meiner zweiten Geburt habe ich mich für das Geburtshaus in Altona entschieden. Mir gefiel der Gedanke, von mehreren Frauen begleitet zu werden, die alle eine ähnliche Vorstellung von Geburt haben, wie ich. Ich wurde ganz wunderbar betreut, und obwohl ich die Hebamme zufälligerweise nicht vorher kennengelernt hatte, die meine Geburt betreut hat, war es für mich total stimmig. MEHR DAZU.

Wichtig ist, dass du dich wohl fühlst. 


Fazit

Es gibt bestimmt noch viele unglaublich gute Kurse, Filme und Bücher. Dies ist lediglich eine Auswahl, die meinen Prozess zu meiner Traumgeburt bereichert haben. Kann sein, dass du Dinge findest, die dich interessieren. Pick dir einfach raus, was für dich passt. 
Ich fände es nur schade, wenn ich es nicht teilen würde, schließlich muss ja nicht jeder wieder komplett von vorne anfangen. Und es gab ein paar Informationen, die ich auch bei der Geburt meines ersten Sohnes schon gewusst hätte. 
Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Inspirationen mitgeben. 
Ich freue mich über Kommentare und Feedback, was dich besonders anspricht.